Dienstag, 14. Mai 2013

The Sessions (USA 2012)


Regie: Ben Levin
Mit: John Hawkes, Helen Hunt, William H. Macy



Ein durchaus amüsanter Film aus der Kategorie: Ah ja, interessant, das ist ja wirklich ein Problem, daraus könnte man vielleicht einen Film machen. 
Ein Toter spricht zu uns. Der an Kinderlähmung leidende Schriftsteller Mark O'Brien erzählt uns eine Geschichte aus seinen letzten Lebensjahren. Was uns übrigens schon Lars von Trier in Europa (Trailer) und vor ihm Billy Wilder in Sunset Boulevard vorgemacht haben (Trailer). 
Mark ist in den Vierzigern und seit Jahrzehnten ist er dazu verdammt, den größten Teil seiner Tage und Nächte in einer Eisernen Lunge zu verbringen. Das muss schlimm sein, aber im Film wird das überhaupt nicht problematisiert, denn wir befinden uns in einer Komödie, genauer: im Genre der Versehrtenkomödie (man verzeihe mir den Ausdruck), also leichte Kost mit einer Prise Melodram (ich habe hier bereits über manche Pros und Cons dieses Genres geschrieben).

Mark ist noch Jungfrau und möchte das ändern. Man kann doch nicht sterben, ohne nicht mindestens einmal Sex gehabt zu haben! Er wird einer attraktiven und erfahrenen Sextherapeutin vermittelt, in die er sich prompt verliebt, wie bereits zuvor in seine Betreuerin, die dann Reißaus nahm. Mark verliebt sich sowieso in fast jede Frau, wie er selbst gerne zugibt. Denn er ist charmant und das wirkt (so will es das Genre). Charmant sind aber auch Pater Brendan (William H. Macy mit Löwenmähne) und besagte Therapeutin Cheryl, die von Helen Hunt mit der gewohnten Sprödigkeit und viel Courage gespielt wird: Bettszenen mit einer nicht zugedeckten nackten Fünfzigjährigen (kreisch) – bahnt sich hier still und leise eine Revolution an? Wie auch immer. Was eine Sextherapeutin von einer Prostituierten unterscheidet, das wird hier nicht verraten. Dass sie sich in ihn verliebt, das schon, denn das ist eh klar – sonst hätten wir keine Komödie.

Der Film erzählt nebenbei etwas über die Verführung mit Worten. Was die Sprache (meinetwegen: die Poesie) vermag, wenn man sie beherrscht, wie Worte betören können, Herzen erobern und Festungen stürzen, das hat uns bereits Depardieus Cyrano de Bergerac bewiesen. Auch Mark hat was drauf auf diesem Gebiet, wobei das Drehbuch mit Beispielen geizt – man nimmt das hin. Wie man auch hinnimmt, dass dieser Mann so gar nicht wirklich zu leiden scheint, sondern optimistischer als mancher Gesunde die Ängste und Nöte nur andeutet oder nur spielt, aber nicht zu empfinden scheint. Der Film will eben nicht problematisieren, sondern die Geschichte einer gelungenen Therapie erzählen. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen