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Regie: Christopher Nolan
Mit: Christian Bale, Gary Oldman, Anne Hathaway, Tom Hardy, Joseph Gordon-Levitt, Marion Cotillard, Morgan Freeman, Michael Caine, Matthew Modine
☞ Trailer
Regie: Christopher Nolan
Mit: Christian Bale, Gary Oldman, Anne Hathaway, Tom Hardy, Joseph Gordon-Levitt, Marion Cotillard, Morgan Freeman, Michael Caine, Matthew Modine
☞ Trailer
Ein bisschen Spektakel und wenig dazwischen
in
löchriges Drehbuch, eine absehbare Dramaturgie, papierene Figuren, jede Menge
Technik, viel Schall und Rauch. Nein, das hier wird kein Loblied auf den neuen
Batman. Doch keine Kritik ohne Lob: Die spannende erste Sequenz in der Luft:
mehr davon! Catwoman Anne Hathaway zerlegt mittels Yogaeinlage einen
Schlipsträger und steigt mit rotem Lippenstift auf Batmans Männertraummotorrad:
Hurra! Und dann sind da die eindrücklich choreographierten Explosionen in New
York aus der Vogelperspektive. Habe ich New York gesagt? Oops, in Gotham, also mit
East River, Hudson, Fifth Avenue und so, alles da. Aber egal. Ein bisschen
Großes Kino ist da schon drin.
Am
Anfang war – kein Licht. Beim production
design der Batmanfilme ist der Spielraum bekanntlich beschränkt: viel
Dunkel, viel Nacht, diesmal noch viel Kanalisation und Höhle, das mag einem
liegen oder nicht, mich macht es auf Dauer schläfrig, gelegentlich möchte man
rufen: macht doch mal das Licht an! Wirklich großartig aber ist der mit alten
Büromöbeln kunstvoll hochgebaute Volksgerichthof, sinnbildlich wohl als eine
Art Vulkan des Volkszorns gedacht, in dem die Pseudorevolutionäre in der
Gefolgschaft Banes die korrupten ehemaligen Vertreter der Stadt aburteilen. Die
alternativen Urteile: Tod oder Asyl (gleich Tod). Die Revolution ist
kaschierter Faschismus, Freisler läßt grüßen. Unten mehr dazu.
Wenden
wir uns zunächst Bane zu, dem die schwierige Aufgabe zufällt, das Erbe von
Heath Ledgers Joker anzutreten: Dieser Maskenmann der anderen Art beeindruckt
zu Beginn durch seine Physis – eine Wrestlerfigur eben, ein Fleischklumpen. Und
durch seine comichaft hässliche, vogelspinnenartige Maske, die man ihm aufs
Gesicht gedrückt hat. Das Problem: Seine Trümpfe sind rasch ausgespielt, man
kapiert sofort: ja, er ist stark. Wow. Damit hat es sich aber auch, denn seine
Entwicklungsfähigkeit kann mit dem Repertoire eines durchschnittlichen Wrestlers
nicht mithalten, dazu ist die Maske zu groß, sie verunmöglicht jedes
Minenspiel. Das war zwar bei Darth Vader nicht anders, doch Luke Skywalkers
Daddy hatte mythische Größe. Dr. Hannibal Lecter, der andere legendäre
Maskenmann, hatte seine bösen blauen Augen, und eine Stimme, die trotz Maulkorb
Tonlagen zuließ. Banes Stimme aber klingt so bescheuert nach Gruselfilm, dass
man dauernd lachen möchte. Manche Mittel, das Böse darzustellen, scheinen einfach
aufgebraucht oder sind zumindest schwer zu toppen. Nach Star Wars und The Silence of
the Lambs genügt es nicht mehr, einem Muskelfreak einen Wildledermantel mit
aufgestelltem Kragen umzuhängen und ihn heiser rumbrüllen zu lassen. Das nimmt
kein Mensch ernst.
Kommen
wir zu einigen blinkenden Pfeilen in der Dramaturgie, und zwar den Plotpoints,
die als Spannungsbogen dienen und zur Kardinalsfrage führen: Wie soll das gut
gehen? Wie soll dieser geschwächte Bruce Wayne dieses Monster besiegen? Na ja,
wer ein bisschen Homer gelesen oder Troy
gesehen hat, weiß um die Funktion einer Achillesferse und die Rolle von
Prophetien, wie sie der treue Diener Alfred (Michael Caine) als Wunschtraum
formuliert. Damit ist in The Dark Knight
Rises im Grunde schon nach rund 15 Minuten klar, wie Batman den
übermächtigen Bösewicht überwältigen – und was die letzte Einstellung des Films
sein wird. Ich sage nur: Fernet-Branca.
Die
Absehbarkeit reicht aber weiter: eine Figur wie Leutnant Foley (Matthew Modine)
ist für den späten Heldentod prädestiniert, weil er sich zu spät läutern lässt,
analog zu unzähligen Teenhorrorfilmen, in denen die lüsternen Freundinnen der
Hauptfigur stets für ihre Sünden bestraft werden, da kann sie noch so viel
bereuen – so viel Katechismus muss sein. Das darf man dem Film auch nicht
übelnehmen, schon gar nicht einer Comicverfilmung. Immerhin: Was es mit Marion
Catillard als Miranda Tate auf sich hat, ist da schon weniger klar, was noch
lange nicht heißt, dass wir es mit einem komplexen Charakter zu tun haben. Leider.
Bis
ungefähr zur Mitte lässt man sich das Treiben auf der Leinwand gefallen,
schließlich muss die alte Batmanmaschine samt fahrbaren Untersätzen wieder
aufgemöbelt werden (mit der klassischen Verzögerung freilich), Bane hat seine
martialischen Auftritte und Anne Hathaway sorgt als charmante Dreingabe für ein
klein wenig Humor in dem ansonsten recht ironiefreien Plot.
Wirklich
unterirdisch unterkomplex aber wird das Drehbuch im vierten Akt, also nach dem
Höhepunkt der Krisis und vor dem Finale. Stelle dir vor, es ist ein
Volksaufstand, und keiner geht hin. Da hat man nun schon die Französische
Revolution neu inszeniert, mit ihrem superdesignten Gerichtshügel – wo aber ist
das Volk, das nach ihr schreit? Die These lautet, dass die korrupte
Stadtregierung durch Anarchie ersetzt werde, nur sieht man davon nichts, weder
vom Volkszorn noch irgendeiner ausbrechenden Anarchie. Das Ganze scheint keinen
Menschen zu interessieren. Auch nicht das Publikum. Das sollen die
Revolutionäre sein? Eine gesichtslose Horde Clowns in abenteuerlichen Kostümen
aus den Archiven der Mad-Max-Filme?
Schließlich: was hat ihr Leitwolf Bane als Neodanton zu sagen? Nun, nicht viel.
Das lässt die Usurpatoren insgesamt etwas orientierungslos aussehen, was ihrem
Bedrohungspotenzial nicht gerade förderlich ist.
Klar,
es tickt eine Atombombe, aber das reicht nicht, denn erstens explodiert die sowieso
nicht, und falls doch, dann erst gegen Ende, doch davor droht eine viel größere
Gefahr: Das Drehbuch droht abzusaufen. Um so wilder versuchen drei übriggebliebene
gute Seelen die alte Ordnung wieder herzustellen, wobei sie sich so rührend
abmühen wie sich die 3000 Polizisten dämlich benehmen. Merke: Horden von
Polizisten sind in diesem Genre dümmer als die Polizei erlaubt.
Nein,
empfehlen kann ich den Film nicht, wozu auch. Es werden ihn sich sowieso genug
Leute ansehen, nebst den Batman-Aficionados und Nolan-Followers auch alle Fans
des wirklich eindrücklichen Vorgängers von 2008. Dass der Film ab 12
freigegeben ist, erlaubt es sogar ganzen Familien, ins Sommerkino zu pilgern
und sich mit Popcorn XXL im Arm zu wundern, dass trotz allerlei Spektakel kaum
Tote zu sehen sind. Eine Marketingstrategie, der ich durchaus etwas abgewinnen
kann, aber sie tröstet nicht darüber hinweg, dass mich die Fledermaus doch wieder weniger interessiert als bevor ich mir den Schluss der Trilogie
angesehen habe.
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