Samstag, 3. August 2013

Mammoth (USA 2009)


Regie: Lukas Moodysson

mit Gael García Bernal, Michelle Williams


Am falschen Ort

Glückliche Ehe, gesundes Kind, Erfolg im Beruf, Loft in NYC, alles im Lot. Könnte man denken. Denkt man so. Doch: schneller höher weiter. Sie Ärztin: Drama, Kampf, Tod. Er auf Geschäftsreise in Thailand: Geld, Hotelwelten, käufliche Frauen. 
Das Kind wird betreut von einer Nanny, fern der philippinischen Heimat, dort passt die Oma auf die Kinder auf. Das neue Haus muss bezahlt werden. Klar. Muss sein. Und auch die thailändische Prostituierte hat irgendwo eine Tochter, die ohne sie auskommen muss. Das liebe Geld und was man dafür tut, egal, ob oben oder unten. Die Kinder verstehen nur Bahnhof, richten sich nach der Realität und bauen sich ihre eigene, oder, schlimmer, versuchen einzugreifen. 
Alle verbringen ihre Zeit an dem einem Ort, während sie davon träumen, an einem anderen zu sein. Und können das auch sinnvoll erklären. Aber. Davon erzählt dieser Film.  

***

Was mir daran gefällt, ist die Ruhe, die sich das Drehbuch lässt, um eine im Grunde recht unspektakuläre Geschichte zu erzählen. Die Ruhe, mit der die Figuren zum Nachdenken gebracht und zu Erkenntnissen geführt resp. gezwungen werden. Was, wenn alles ganz anders wäre? 
Ohne aufdringlich eine Mission zu verfolgen, ohne eine penetrante Botschaft, wie man richtig zu leben habe, wird in ruhigen Bildern und manchmal mit hübschen Parallelsequenzen von verschiedenen gleichzeitigen Realitäten erzählt. Die mitunter viel miteinander zu tun haben. Und dann flüstert doch so eine leise Stimme. Sehe ich mir da selber zu? Was ist meine Erklärung? Und wie glaubwürdig klingt sie?

***

Eine Portion Katharsis ist immer gut. Nichts wirklich Neues, die Nannygeschichte zum Beispiel erinnert mich an Iñárritus Babel (2006), die Geschichte mit der jungen Prostituierten an Detlev Bucks Same Same But Different (ebenso 2009), beides sehenswerte Filme. An sie kommt ›Mammoth‹ nicht heran, dennoch er ist die zwei Stunden wert, die man mit ihm verbringt.


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